My funny Valentine 2007

Arschgeweih aus der Wikipedia

Die Version des siechen Chet Baker hören und das hier lesen:

„Der Sex, sagte ich mir, stellt in unserer Gesellschaft eindeutig ein zweites Differenzierungssystem dar, das vom Geld völlig unabhängig ist; und es funktioniert auf mindestens ebenso erbarmungslose Weise. Auch die Wirkungen dieser beiden Systeme sind genau gleichartig. Wie der Wirtschaftsliberalismus – und aus analogen Gründen – erzeugt der sexuelle Liberalismus Phänomene absoluter „Pauperisierung.“:http://de.wikipedia.org/wiki/Pauperisierung Manche haben täglich Geschlechtsverkehr, andere fünf oder sechs Mal in ihrem Leben oder überhaupt nie. Manche treiben es mit hundert Frauen, andere mit keiner. Das nennt man Marktgesetz. In einem Wirtschaftssystem, in dem Entlassungen verboten sind, findet ein jeder recht oder schlecht seinen Platz. In einem sexuellen System. in dem Ehebruch verboten ist findet ein jeder recht oder schlecht seinen Bettgenossen. In einem völlig liberalen Wirtschaftsystem häufen einige wenige beträchtliche Reichtümer an; andere verkommen in der Arbeitslosigkeit und im Elend. In einem völlig liberalen Sexualsystem haben einige ein abwechslungsreiches und erregendes Sexualleben; andere sind auf Masturbation und Einsamkeit beschränkt. Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone, das heißt, er gilt für alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. Ebenso bedeutet der sexuelle Liberalismus die Ausweitung der Kampfzone, ihre Ausdehnung auf alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. (…) Manche gewinnen auf beiden Ebenen, andere verlieren auf beiden. Die Unternehmen kämpfen um einige wenige Jungakademiker; die Frauen kämpfen um einige wenige junge Männer; die Männer um einige wenige Frauen. Das Maß an Verwirrung und Aufregung ist beträchtlich.“

Michel Houellebecq, „Die Ausweitung der Kampfzone“, 1994

Jemand nicht d’accord ?
Oder dazu das hier aus der „psychiatrischen Praxis.“:http://www.forensik-herne.de/html/literatur/strap01a.html

Ecouter Chet Baker et lire:

Décidément, me disais-je, dans nos sociétés, le sexe représente bel et bien un second système de différenciation, tout à fait indépendant de l’argent ; et il se comporte comme un système de différenciation au moins aussi impitoyable. Les effets de ces deux systèmes sont d’ailleurs strictement équivalents.

Tout comme le libéralisme économique sans frein, et pour des raisons analogues, le libéralisme sexuel produite des phénomènes de „paupérisation“:http://fr.wikipedia.org/wiki/Paup%C3%A9risation absolue. Certains font l’amour tous les jours ; d’autres cinq ou six fois dans leur vie, ou jamais. Certains font l’amour avec des dizaines de femmes ; d’autres avec aucune. C’est ce qu’on appelle le « loi du marché ».

Dans un système économique ou le licenciement est prohibé, chacun réussit plus ou moins à trouver sa place. Dans un système sexuel ou l’adultère est prohibé, chacun réussit plus ou moins à trouver son compagnon de lit . En système économique parfaitement libéral, certains accumulent des fortunes considérables ; d’autres croupissent dans le chômage et la misère. En système sexuel parfaitement libéral, certains ont une vie érotique variée et excitante d’autres sont réduits à la masturbation et à la solitude.

Le libéralisme économique, c’est l’extension du domaine de la lutte, son extension à tous les ages de la vie et à toutes les classes de la société. De même, le libéralisme sexuel, c’est l’extension du domaine de la lutte, son extension à touts les ages de la vie et à toutes les classes de la société. (…) Certains gagnent sur les deux tableaux ; d’autres perdent sur les deux. Les entreprises se disputent certains jeunes diplômés ; les femmes se disputent certains jeunes hommes ; les hommes se disputent certaines jeunes femmes ; le trouble et l’agitation sont considérables.

Michel Houellebecq, „Extension du domaine de la lutte“ 1994

QQ pas d’accord ?

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2 Antworten zu My funny Valentine 2007

  1. marc sagt:

    Casanova & der Don „lebten“ ja auch in vormodernen Zeiten. Insofern 1:0 für Houellebecq.
    Netter Film !

  2. marc sagt:

    Ich denke „sexueller liberalismus“ so wie ihn H. als soziokulturellen Terminus versteht, ist nicht zu verwechseln mit sexueller Aufklärung/Befreiung. Bei ihm steht „anything goes“ gegen einen Rest von „Moral“ der es jedem erlaubt seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Ich finde dieses Konstrukt zumindest bedenkenswert, bin aber auch nicht zu einer abschließenden Bewertung gelangt.
    Dazu auch der Link zum Text:

    Peter Strasser
    Das Ende der Solidarität
    Bemerkungen zum Umgang mit Außenseitern um die Jahrtausendwende

    Hier ein erklärendes Zitat

    Werden Markt und Sex als Kampfzone beschrieben, in denen jeder/jede danach trachten muss, nicht zu den Verlierern zu gehören, so besteht die Ausweitung der Kampfzone darin, dass sie schließlich alle Alterstufen und Gesellschaftsschichten umfasst, vom Adoleszenten bis zum Greis. Die umfassende Säkularisierung zerstört alle Strukturen der Solidarität. Sie hinterlässt auf der Sonnenseite Individuen, die in der Lage sind, Lebenssinn über Erfolg und Glück zu generieren. Auf der Nachtseite stehen die Massen der ökonomisch und/oder emotional Zu-kurz-Gekommenen: Ihr Leben ist sinnlos, kalt und tot, ohne den Schutz, den die alte Gesellschaftsmoral bisweilen denen gewährt hat, die arm, dumm, schwerfällig oder hässlich sind.

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