Zeichen und Wunder

Zurück aus Deutschland sehe ich mir wieder die Spiele im französischen Fernsehen an. Wie immer sind die Kommentatoren mit der Wirklichkeit im Jahre 2006 überfordert. Ich allerdings auch. Am Wochenende in Köln und Düsseldorf, die Orte an denen ich die Spiele sah: In einer afrikanischen Autowerktstatt in Düsseldorf wurden die Möbellieferanten Schweden rausgebrasiliert, im Kölner Stadtgarten jubelten Australier den sich gerade noch über Wasser haltenden Franzosen zu und Argentinien & Mexico lieferten sich ausgerechnet im Suco do Brasil in der Düsseldorfer Innenstadt das beste Spiel bisher. Mit einem begeisterten französischen Freund am Steuer im Autokorso an der Kö gewesen. Damals, 1990, wurde mir als Zuschauer noch übel.

Hier & heute, in Nordfrankreich, das erste Spiel mit „Haut goût“ : Italien. Bah. Riecht komisch. Dann der langweilige Standfußball Schweiz-Ukraine. Kein Wunder, dass sich hier kaum einer für die WM interessiert. Wenn irgendwo Public Viewing angesagt ist, dann nur, wenn Frankreich spielt. Der oft etwas dumpfbackig daherkommende französiche Patriotismus wird durch die Mannschaft zur Zeit nicht befeuert – die Bleus werden auch hier als müde Altherrentruppe empfunden. Ausgerechnet „Franck Ribery (Scarface)“:http://www.weltfussball.de/spieler_profil.php?id=22041 kommt von hier wech und zuwenig zum Einsatz. Dann, später die Nachlese in Blogs wie dem immer noch empfehlenswerten „Fooligan“:http://www.fooligan.de/ , stoße ich auf einen Link zu einem Blog namens „Fehlpass“:http://www.fehlpass.com/2006/06/20/alle-mitsingen/ von Yalcin Imre, der zum Mitsingen der (deutschen) Nationalhymne auffordert.

Die Frage bleibt und wird von Tag zu Tag, von Spiel zu Spiel dringlicher: Ändert die WM dauerhauft irgendetwas an den bestehenden kulturellen Koordinaten ?
Oder haben die sich schon längst heftigst verändert und ich hab’s bloß nicht mitbekommen ?

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Eine Antwort zu Zeichen und Wunder

  1. marc sagt:

    Das befürchte ich auch, höre aber auch von jungen Migranten wie von türkischstämmigen Deutschen, dass Deutschland viel „cooler“ sei, als angemein angenommen. Möcht ich gerne glauben …

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