From To-KYO to KYO-To

Kyoto hat was. Nur nicht unbedingt das, was wir uns unter einer alten Kaiserstadt vorstellen – zumindest grösstenteils nicht. Der beim Bau verständlicherweise höchst umstrittene Hauptbahnhof zum Beispiel. Ein postpostpostmodernes Monster, das die Stadt teilt. Man muss durch ihn durch wenn man von Nord nach Süd oder vice versa will. Stellt euch einen ungeheuer hässlichen Klotz vor, der von Flingern bis nach Bilk die Stadt teilt. 16 Stockwerke hoch und voller Shopping Malls. Dabei nur 11 Bahngleise. Und dann, in den Gedärmen dieses Scheusals findet man beschauliche Cafes in denen fehlerfrei Goethezitate als Relief die Wände zieren und Schubert, Brahms und Chopin das Frühstück begleiten. Hmm. Überhaupt hört man überall in Japan Musik der deutschen Romantik. Zumeist in Aufnahmen, die über eine gewisse anheimelnde Glattheit verfügen. Haruki Murakami beschreibt also keine Ausnahmeerscheinungen. Auch sonst bekommt das Wort „Paralellwelten“ hier eine anderen Klang. Die Spannungen zwischen Pflicht und Kür, Arbeit und Freizeit, Geschichte und Moderne, Offenheit und Tabu sind halt komplett anders als bei uns. Sozio- und Ethnologen haben viel über die Unterschiede zwischen westlicher „Schuldkultur“ und asiatischer „Schamkultur“ geschrieben – hier können wir genau dies auf´s allerintensivste spüren. Ist manchmal anstrengend; aber immer spannend.

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